Dagmar Fehd
Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin
Vom ersten Lebenstag bis zum 18. Geburtstag werden bei eurem Kind in regelmäßigen Abständen Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt. Die U1 findet in der Regel bereits im Kreißsaal statt. Die U2 in der ersten Lebenswoche wird häufig schon bei uns in der Praxis durchgeführt. Bei jeder Vorsorge wird euer Kind ausführlich untersucht, um mögliche Erkrankungen frühzeitig zu entdecken und Störungen in der Entwicklung zu erkennen. Somit können notwendige Therapien rechtzeitig begonnen werden, um ein möglichst gesundes Wachstum und Gedeihen eures Kindes zu ermöglichen. Bei jeder Vorsorge habt ihr natürlich auch ausreichend Zeit für Fragen! Dokumentiert werden die Untersuchungen in dem gelben Untersuchungsheft, das euch bei Geburt eures Kindes ausgestellt wird.
Die U0 wird eingeführt! Diese Vorsorge richtet sich an Mütter/Eltern ab der 28. SSW. Es werden u.a. Themen der ersten Vorsorgeuntersuchungen besprochen und Informationen zu z.B. Vitamin K, Vitamin D, Impfen und zur Schlafumgebung des Babys vermittelt.
Störungen der Entwicklung eures Kindes, Unfallfolgen oder auch angeborene Erkrankungen können eine Heilmitteltherapie erforderlich machen. Hierzu zählen zum Beispiel die Logopädie (Sprech- und Sprachtherapie), die Ergotherapie (zum Beispiel Förderung der Selbstversorgung/ Feinmotorik) und die Physiotherapie (Krankengymnastik). Die Verordnungen richten sich nach dem bestehenden Heilmittelkatalog der Krankenkassen.
Ob bei eurem Kind eine solche Verordnung erforderlich ist oder nicht, entscheiden wir in einem persönlichen Termin gemeinsam mit eurem Kind. Für die Verordnung eines Heilmittels ist zwingend ein persönlicher Arzt-Patienten-Kontakt erforderlich, eine Videokonsultation ist von den Krankenkassen nicht zugelassen. Auch für eventuelle Folgerezepte ist ein persönlicher Kontakt notwendig.
Bitte vereinbart eure Termine hierzu immer rechtzeitig (mindestens 4 Wochen vor Ablauf des Rezeptes), um unnötige Unterbrechungen der Therapie zu vermeiden.
Die Vorsorgeuntersuchungen begleiten euch und euer Kind vom ersten Atemzug bis zum sechsten Lebensjahr. Sie werden gemacht, um eure Familie gut durch die ersten Jahre zu bringen und einige Erkrankungen und Diagnosen früh zu erkennen und behandeln zu können. Hier erhaltet ihr einen kurzen Überblick über die unterschiedlichen Untersuchungen:
Es ist einer der wichtigsten Bausteine der Vorsorgeuntersuchungen, eine solche „psychomotorische“ Störung auszuschließen. Damit ist die frühkindliche und kindliche Entwicklung ein ständig begleitendes Thema in der Regelbetreuung bei med4kidz. Fällt eine Störung in einem der Funktionsbereiche auf (Sozialkontakte, Sprachentwicklung, feinmotorische oder grobmotorische Entwicklung), muss zunächst entschieden werden, ob der Verdacht auf eine generelle Störung der Entwicklung im Rahmen einer allgemeinen Erkrankung (genetische Störung, Stoffwechselstörung, Gehirnfehlbildung, Geburtsfolge, andere chronische Erkrankung etc.) vorliegt. Dies ist sehr selten, bedarf dann aber weitergehender Diagnostik (Laboruntersuchungen, Gehirn-Darstellung, EEG, Organdiagnostik). Viel häufiger ist eine einfache Verzögerung in einem der Funktionsbereiche. In jedem Fall erstellen wir euch ein Konzept der Behandlung (Frühförderung, Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie) und sind bei allen Fragen an eurer Seite.
Die Sprachentwicklung eines Kindes beginnt von Geburt an. Deshalb ist es wichtig, dass ihr von Beginn an mit eurem Kind sprecht. Lest ihm kleine Geschichten vor, schaut zusammen Bücher an und redet. Sollte es dennoch zu Problemen bei der Sprachentwicklung kommen, sind unsere Ärztinnen und Ärzte die ersten Ansprechpartner, um die Notwendigkeit einer Förderung mit z.B. Logopädie zu überprüfen. Auch ein spezieller Sprachtest für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren ist bei med4kidz möglich.
Wir beraten euch natürlich zur gesunden Schlafumgebung, womit das Risiko des plötzlichen Kindstods schon erheblich abgesenkt werden kann. Dazu gehört vollständig rauchfreie Umgebung und eine Schlafumgebung ohne Überhitzung (max. 20 Grad in der Heizungsperiode, gut lüften im Sommer). Außerdem solltet ihr die Bauchlage eures Kindes und zusätzliche Kissen oder Plüschtiere im Babybett vermeiden. Im Elternbett sollte euer Baby nie schlafen. Stillen schützt laut Statistiken auch vor dem plötzlichen Kindstod. Außerdem empfehlen wir die Durchführung des Basilaris-Screenings im Alter von maximal 8 Wochen, um ein erhöhtes Kindstod-Risiko auszuschließen. Bei dieser Ultraschalltechnik werden die Hirngefäße dargestellt und die Durchblutung der Basilaris-Arterie bei maximaler Drehung des Kopfes gemessen – sowohl in Rücken- als auch in Bauchlage eures Kindes. Ergeben sich Auffälligkeiten, erfolgen weitergehende Diagnostik und die Verordnung eines Monitors zur Schlafüberwachung.
Kosten: Das Basilaris-Screening wird nicht von allen gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.
Das Hüftsonografie-Screening nach Graf im Alter von maximal 6 Lebenswochen ist seit über 30 Jahren eine der effektivsten Vorsorgemaßnahmen. Erkennt man eine Fehlstellung der Hüfte durch diese Untersuchung, kann mit erhältnismäßig geringen therapeutischen Maßnahmen ein lebenslanges Leiden durch Hüftgelenksprobleme verhindert werden. Es wird meist zeitgleich mit der Vorsorgeuntersuchung U3 durchgeführt. Daneben empfehlen wir die Sonografie der Nieren und ableitenden Harnwege, um eine Fehlbildung (Häufigkeit um 5 %) zu erkennen und bei Bedarf eine Behandlung einzuleiten. Dazu gehören vor allem Abflusshindernisse des Urins und das Zurückfließen des Urins aus der Blase in die Nieren mit erhöhtem Risiko auf schwere bakterielle Nierenbeckenentzündung und Nierenschädigung.
Kosten: Das Nieren-Screening wird nicht von allen gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Das Hüft-Screening schon.
Spätestens im Jugendalter (ab der Vorsorgeuntersuchung J1) empfehlen wir ein Schilddrüsen-Screening per Ultraschall und per Labor, bei familiärer Belastung mit Schilddrüsenerkrankungen ggf. auch früher.
Außerdem halten wir ein generelles Ultraschallscreening des Herzens für sinnvoll, um angeborene Herzerkrankungen auszuschließen. Zwar fallen die meisten schweren Herzfehler bereits im Screening beim Embryo und Fetus auf. Leichtere Fehler aber eben nicht, die dennoch langfristig therapeutische Konsequenzen haben. Für die Untersuchung könnt ihr einen Termin im med4kidz-Herzzentrum vereinbaren, am besten spätestens mit 6 Monaten.
Kosten: Das Herz-Screening wird nicht von allen gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.
Typ-I-Diabetes ist die zweithäufigste chronische Erkrankung im Kindesalter. Zur Früherkennung von Typ-I-Diabetes gibt es in Bayern die Frida-Studie. Im Zeitraum von 2 bis 10 Jahren kann euer Kind zweimalig auf das Vorliegen eines frühen Stadiums des Typ-I-Diabetes getestet werden – kostenlos.
Diabetes Typ I kommt familiär gehäuft vor. Um das Risiko abzuschätzen, kann bei Neugeborenen zeitgleich mit der Abnahme des Neugeborenen-Screenings (Untersuchung auf angeborene Stoffwechsel- und Hormonerkrankungen) oder spätestens bis zum 7. Lebenstag separat die Frederik-Studie mit abgenommen werden. Sprecht uns gern darauf an!