Dr. med. (Univ. Budapest) Katrin Franke-Augustin
Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin – Diabetologin
Diabetes, also ein zu hoher Blutzucker, kann auch bei Kindern und Jugendlichen auftreten. Diabetes mellitus Typ 1 tritt häufiger im Kindesalter auf und hat nichts mit dem Typ 2 Diabetes, der vor allem durch Übergewicht ausgelöst wird, zu tun.
Auch seltene Formen von Diabetes, z.B. durch Medikamente, können sich schon im Kindesalter zeigen. Bei uns arbeiten erfahrene Ärztinnen sowie geschulte Beraterinnen an der besten Therapie für euer Kind. Neben der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes steht auch die Früherkennung in unserem Fokus. Wir untersuchen euer Kind ausführlich und beraten euch, um die bestmögliche Behandlung zu finden.
Beim Typ 1 Diabetes handelt sich um eine Autoimmunkrankheit. Das heißt, dass sich die Abwehr gegen den eigenen Körper richtet und Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört. Der Körper kann deshalb kein Insulin mehr bilden. Insulin ist ein lebenswichtiges Hormon, denn nur damit kann der Zucker in die Zelle gelangen und damit Energie gewonnen werden. Diese Form des Diabetes hat nichts mit falscher Ernährung oder fehlender Bewegung zu tun. Da die Zellen, die das Insulin produzieren, zerstört sind, muss Insulin gespritzt werden. Hier gibt es aktuell noch keine Möglichkeit einer Tablettenbehandlung, da Insulin immer unter die Haut gespritzt werden muss. Durch moderne Insulinpumpen ist die Behandlung jedoch schon sehr viel einfacher als früher geworden.
Vom metabolischen Syndrom sprechen wir, wenn mehrere Erkrankungen oder Risikofaktoren zusammenkommen, die die Herz- und Gefäßgesundheit bedrohen. Übergewicht, erhöhte Blutfettwerte, erhöhte Blutdruckwerte und hohe Blutzucker führen langfristig zu Problemen. Die frühe Erkennung und Gegensteuerung mit Ernährungsberatung, ausreichend Bewegung und manchmal auch Medikamenten ist für euer Kind enorm wichtig, um mögliche Folgen zu vermeiden.
Diabetes Typ 2 – allgemein bekannte als Alterszucker – wird zunehmend auch bei Kindern und Jugendlichen diagnostiziert. Fertigessen, Junkfood und gezuckerte Getränke in Kombination mit fehlender Bewegung führen seit Jahren zu immer übergewichtigeren Kindern. Die Zellen der Bauchspeicheldrüse sind beim Typ 2 Diabetiker nicht zerstört und die Körperzellen sind meist nur „müde“ von der vielen Arbeit. Häufig ist daher mit Ernährungsumstellung, Sport und Lebensstiländerung eine Behandlung ohne Medikamente möglich. Nur wenn das nicht hilft, müssen Tabletten oder Insulin gegeben werden.
Es gibt noch viele andere Diabetesformen. So kann ein Diabetes auch durch verschiedene Erkrankungen, Medikamente oder auch vererbt (MODY) vorkommen.
Richtig behandelt schränkt Diabetes das Leben nur wenig ein. Sport, Freizeiten und Ähnliches sind bei konsequenter Therapie gut möglich. Damit das auch bei euch funktioniert, bieten wir hier einen kurzen Überblick über mögliche Therapieformen:
Bei der konventionellen Insulintherapie wird ein Mischinsulin am Morgen und am Abend gespritzt. Nach einem gewissen Abstand darf das Kind dann eine genau bestimmte Menge essen. Da diese Therapie den Alltag erheblich einschränkt und dem Kind die Flexibilität beim Essen nimmt, wird sie nur sehr selten eingesetzt.
Bei dieser Therapieformen wird meist am Morgen und am Abend ein lang wirkendes Insulin gespritzt. Dies dient als Basisversorgung für den Tag und soll den Grundbedarf des Kindes decken. Zum Essen wird dann zusätzlich Insulin gespritzt. Wie viel Insulin gegeben wird, entscheidet die Portionsgröße (Kohlenhydrate).
Bei der Pumpentherapie liegt ein kleiner Katheter unter der Haut. Eine kleine Pumpe ist über einen Schlauch damit verbunden. Hierüber wird durchgehend eine sorgfältig eingestellte Insulinmenge abgegeben (Basalrate). Zu den Mahlzeiten kann dann eine zusätzliche Menge darüber gegeben werden (Bolus).
Die klassische Blutzuckermessung erfolgt in einem kleinen Blutstropfen aus der Fingerspitze. Schnell lernen die Kinder zuverlässige Messung und können diese schnell selbst durchführen.
Hierfür muss ein kleiner Messsensor unter die Haut gelegt werden. Ist dies geschehen, kann durch kurzes Vorhalten (Scans) eines geeigneten Gerätes der aktuelle Gewebezucker angezeigt werden. Zusätzlich kann ein Trend der letzten Stunden eingesehen werden. Hierdurch sind gerade Kinder, die häufig messen müssen, entlastet. Die Messdaten können mittlerweile auch an eine Insulinpumpe übertragen werden. So sind alle wichtigen Daten in einem Gerät gespeichert.
Dieser Sensor misst kontinuierlich den Gewebezucker. Die Messdaten werden dann auf ein Messgerät oder eine Insulinpumpe übertragen. Da man die Daten auch lange Zeit noch auslesen kann, können Probleme schnell und zuverlässig erkannt und die Behandlung schnell begonnen werden.
Neue Insulinpumpen können bereits mit Sensor verwendet werden. Im „automatischen“ Modus kann die Insulinpumpe anhand der Werte die Therapie sogar schon selber anpassen. So kann die Insulinmenge z.B. bei niedrigen Blutzuckern schon frühzeitig erniedrigt werden. Es können Unterzuckerungen vermieden werden.
Ketonkörper entstehen im Blut, wenn der Blutzucker schlecht eingestellt ist. Durch Teststreifen können diese im Urin oder im Blut gemessen werden. Findet man diese Ketonkörper in einem hohen Maß im Körper, ist Vorsicht geboten. Eine Übersäuerung mit starkem Wasserverlust kann vorliegen. Häufig muss viel getrunken und Insulin gegeben werden.
Der HbA1c-Wert ist auch als Langzeitzucker bekannt. Er zeigt, wie gut die Blutzuckerwerte eures Kindes in den letzten Wochen waren. Erkrankt das Kind, kann der Wert über 10 % liegen. Ist der Stoffwechsel im Verlauf gut eingestellt, wären Werte unter 7,5 % gut. Wir können den Wert in unserer Praxis schnell und zuverlässig selber bestimmen und nach wenigen Minuten über konkrete Werte sprechen.
Der Zuckerbelastungstest wird gemacht, falls unklar ist, ob ein Diabetes oder ein metabolisches Syndrom vorliegt. Hierfür muss euer Kind eine große Menge Zuckerlösung trinken. Danach wird der Blutzucker gemessen.
Die Eiweißuntersuchung erfolgt im Urin eures Kindes. Da durch den Diabetes auch die Nieren geschädigt werden können, dient dieser Test der Früherkennung und ist schnell durchgeführt.
Kinder mit Diabetes haben ein leicht erhöhtes Risiko für weitere Autoimmunerkrankungen. Hierzu zählen Hashimoto (Schilddrüsenunterfunktion) und Zöliakie (Glutenunverträglichkeit). Hat euer Kind Diabetes, untersuchen wir es regelmäßig auch auf diese Erkrankungen.
Hierunter versteht man in erster Linie eine Ernährungsumstellung mit mehr Bewegung im Alltag. Sie wird bei Übergewicht, metabolischem Syndrom oder bei Typ 2 Diabetes empfohlen.
Diabetes kann mit einer konsequenten Therapie gut behandelt werden, ohne das Leben zu sehr einzuschränken.